TOUGH IS IN OUR BLOOD!

Endlich war es soweit: Am 18. & 19.6.2016 begann die Tough Mudder-Saison im sauerländischen Arnsberg. Insgesamt 12.000 Teilnehmer gaben an den beiden Tagen alles und überwanden 17 km Strecke, 22 Hindernisse und mehr als 1000 Höhenmeter. Wir waren für euch beim wohl härtesten Hindernislauf ever dabei. 

Übrigens: Wir von Quäse sind nicht nur mitgelaufen, sondern haben auch noch am Funky Monkey Fotografen gestellt, die eure Heldentaten und eure Abstürze für die Nachwelt festgehalten haben. Wenn ihr am Hindernis wart, konntet ihr dort große Schilder mit einer bestimmten Farbe sehen, die ihr euch merken solltet. Die Schilder wurden regelmäßig ausgewechselt und alle Fotos dementsprechend zugeordnet. Mit etwas Glück haben euch unsere Fotografen erwischt. Schaut einfach online nach eurer Farbe und ob ihr dabei seid! 

TOUGH MUDDER, WIR KOMMEN!

Als wir die schmale Straße Richtung Jagdschloss Herdringen entlangfahren, deutet noch nichts darauf hin, dass wir uns schon bald in einer Schlammschlacht befinden werden, die ihresgleichen sucht. Schnell das Auto geparkt und auf zum Check-In. Dort bekommen wir unsere individuelle Nummer zugeteilt, die uns nicht nur zum Anheften gegeben, sondern auch mit Edding ins Gesicht und auf die Arme geschrieben wird – Sicherheitsmaßnahmen, damit man uns sofort zuordnen kann, sollte uns auf der Strecke etwas passieren, erklären uns die Volunteers. Aha …

Kaum durch den Check-In durch, sind wir auch schon im Mudders Village und werden von einer unglaublichen Stimmung aus Nervosität, Anspannung, Testosteron und Vorfreude empfangen – hier kommt alles zusammen und wir ahnen so langsam, was mit dem „Tough Mudder-Gefühl“ gemeint sein könnte.

Wir machen uns auf zum Start, doch einfach loslaufen ist nicht. In 20-Minuten-Abständen wird eine Welle nach der anderen auf die Strecke losgelassen, vorher wird sich aber noch mit Hilfe des Anheizers aufgewärmt. Squats, Burpees, Liegestütz, Mountain Climbers und Jumping Jacks – hat dem jungen Mann da vorne, der mit Reibeisenstimme ins Mikro brüllt, eigentlich schon mal jemand gesagt, dass er auch gut als Drill Sergeant Karriere machen könnte? Wir kommen trotz kühlen 16 Grad und Nieselregen ganz schön ins Schwitzen. Er feuert uns noch ein letztes Mal an und entlässt uns auf die Strecke … Nein, ein paar Meter weiter wartet schon sein Kollege auf uns, um die eh schon aufgepeitschte Stimmung noch mehr hochzukochen. „When I say tough, you say mudder!” brüllt er uns entgegen. „Tough! Mudder! Tough! Mudder!” Wir haben das Gefühl, uns gleich schon heiser geschrien zu haben, aber es macht einfach so Spaß! 

DAS GELÖBNIS

Doch plötzlich wird es ganz ruhig, denn jetzt folgt das Wichtigste für einen Mudder: das Gelöbnis. Dafür müssen wir alle in die Knie gehen – erst diejenigen, die das erste Mal dabei sind, dann die, die schon den zweiten Lauf vor sich haben, den dritten usw. Unglaublich, es gibt ein paar wenige, die schon das pinke Stirnband besitzen, also mindestens an sieben Tough Mudder teilgenommen haben! Fast schon gebetsartig spricht unser Anheizer vor und wir ihm nach:
Ich weiß, dass Tough Mudder kein Rennen ist, sondern eine Herausforderung.
Ich gebe Teamwork und Teamgeist Vorrang vor meiner Streckenzeit.
Ich jammer nicht - jammern ist was für Kinder.
Ich helfe meinen Mudder-Kollegen, die Strecke zu bewältigen.
Ich werde alle Ängste überwinden.

LOS GEHT'S!

Eine letzte Umarmung mit den Teamkollegen und endlich geht es los! Direkt zu Beginn müssen wir eine Holzwand überwinden – Räuberleiter und schon sind wir drüber. Das war einfach. Doch das sollte es bei Weitem nicht bleiben. Nach ein paar hundert Metern Strecke geht es zum ersten Mal ab in den Dreck: Wir müssen unter einem Stacheldraht herrobben, unter uns natürlich Schlamm. Doch das ist nichts, im Gegensatz zu dem, was uns schon beim dritten Hindernis erwartet: Das Artic Enema 2.0. Über eine Rutsche geht es in ein Wasserbecken voll mit Eiswürfeln. Und nicht nur ein paar Eiswürfel, gefühlt besteht das ganze Becken nur aus Eis. 3 Grad kaltes Wasser erwartet uns und das Eintauchen ist ein Schock! Schnell raus hier, doch dazu müssen wir noch unter Autoreifen hertauchen und uns am Ende eine Wand hochdrücken – egal, Hauptsache, nicht mehr diese Kälte spüren.

Dass wir wieder warm werden, dafür ist gesorgt. Heidis Weg wartet auf uns und wer jetzt an Wiesen und Blumen denkt, liegt absolut falsch. Auf der Arnsberger Strecke werden insgesamt mehr als 1000 Höhenmeter überwunden und die müssen ja irgendwo herkommen. Also kraxeln wir einen schlammigen Berg nach dem anderen hoch, zum Schluss sogar auf allen Vieren. Wer oben ist, muss natürlich auch wieder runter und dazu wird ganz einfach auf dem Popo gerutscht – was ein Spaß!

JAMMERN IST NICHT

Dann wird erst einmal gelaufen, gelaufen und gelaufen. Befestigte Wege scheinen beim Tough Mudder ein Fremdwort zu sein und deswegen geht es über ausgetretene Felder und Waldwege, die man mit viel gutem Willen höchstens noch als Trampelpfade bezeichnen kann. Überall ist Schlamm, Schlamm und noch mehr Schlamm, meist kniehoch, aber wenn’s gut läuft, auch nur bis zum Knöchel. Der viele Regen der letzten Tage hat die Strecke noch schwieriger werden lassen, als sie eh schon ist und wir haben uns von erfahrenen Mudders sagen lassen, dass Arnsberg die anspruchsvollste Strecke in ganz Europa sein soll – na wenn schon, denn schon!

In unregelmäßigen Abständen folgen Hindernisse wie die Pyramid Scheme, The Liberator, The Hangover und die Berlin Walls. Mit viel Teamwork bewältigen wir sie alle, das eine Mal mehr, das andere Mal weniger elegant. Teamwork geht beim Tough Mudder wirklich über alles. Völlig fremde Menschen werden zu deinen besten Freunden und tun alles dafür, um dich eine 4 Meter hohe Wand hochzukriegen und helfende Hände ziehen dich nach oben, wenn du eigentlich gerade kurz vorm Aufgeben bist. So etwas haben wir noch nie erlebt und jetzt verstehen wir wirklich, was einen Tough Mudder ausmacht: Die Menschen, die mit dir laufen, leiden, kämpfen und jederzeit zur Stelle sind, solltest du Hilfe brauchen. 

ES ZÄHLT NUR NOCH EINS: DURCHHALTEN!

Es geht weiter über Stock und Stein, das Zeitgefühl schwindet – wie lange sind wir schon unterwegs? 2 Stunden? 10 Stunden? Der Körper schmerzt, vor allem die Beine, aber es ist egal, wir laufen einfach weiter, wollen das hier unbedingt schaffen. Die nächste Herausforderung liegt schon tief im Wald vor uns: Die Mud Mile 2.0. Bis zum Bauchnabel versinken wir hier in flüssigem Schlamm und versuchen, das Ende zu erreichen, ohne steckenzubleiben. Doch als der Schlamm nachlässt, wartet kein sicherer Weg auf uns, sondern wieder mal ein Berg, der erklommen werden muss und hier stecken wir zwar immerhin nur noch bis zum Knie im Schlamm, dafür aber in richtig festem. Einige Schuhe sind hier verloren gegangen und wir haben auch immer wieder Mudders gesehen, die von anderen aus dem Schlamm gezogen werden mussten.

Die nächsten Kilometer ziehen so an uns vorbei. Laufen, Hindernis, Laufen. Irgendwann lichtet sich der Wald und wir blicken auf die vertrauten Felder vom Anfang. Endlich wieder einigermaßen festen Boden unter den Füßen, auf dem man mehr als drei Schritte gehen kann, ohne wegzurutschen oder hinzufallen. Es warten die letzten Hindernisse auf uns: Der King of the Swingers, das Block Ness Monster, der Everest 2.0 und die Electroshock Therapy. Wir können das Mudder Village von hier aus schon sehen, also reißen wir uns noch einmal zusammen, werden nass, rennen Rampen hoch, fallen, fluchen und schaffen es schlussendlich doch.

WIR SIND MUDDERS!

Der letzte Kilometer. Geschafft. Wir sind fast im Mudder Village, nur noch dieses eine Hindernis, das Electroshock Therapy, vor dem wir am Anfang alle am meisten Respekt hatten. Doch wir haben es so weit gebracht, da werden wir ganz bestimmt nicht am allerletzten von 22 Hindernissen aufgeben. Wir feuern uns noch einmal gegenseitig an, halten die Arme zum Schutz vor den Kopf und rennen los.

Jubel. Abklatschen. Wir bekommen die heißersehnten orangen Stirnbänder über den Kopf gestreift, Finisher-Shirts und ein Bier in die Hand gedrückt und immer wieder fällt der Satz „Du hast es geschafft! Glückwunsch, Mudder!“

Erst viel später realisieren wir, was wir da geleistet haben und sind unfassbar stolz auf uns. Ab jetzt sind wir Mudders, tough is in our blood! Ob wir im nächsten Jahr nochmal mitmachen? Naja, es heißt doch, einmal Mudder, immer Mudder … :-)

Kategorie: Allgemeines


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